Ausflug ins jüdische Worms des evangelischen Reli-Kurses von Frau Marz

SuS des Reli-Kurses von Frau Marz, Fotos: M.Kohrs

Unser Kurs traf sich am Mittwoch, dem 25.10.2017 am Bahnhof Rüsselsheim, um mit dem Zug nach Worms zu fahren. Im Zug durften wir Musik hören – dabei verging die Fahrt wie im Flug!

In Worms mussten wir eine ziemlich weite Strecke bis zur Synagoge laufen. Dort trafen wir uns mit der Gästeführerin, die sich deshalb so gut auskannte, weil sie jüdische Wurzeln hat. Mit ihr zusammen besichtigten wir zuerst das Museum. Im Keller sind Vitrinen mit Ausstellungsstücken zu den jüdischen Festen. Wir beeindruckten die Gästeführerin, weil wir im Unterricht schon sehr viel über die Feste gelernt hatten. Es war sehr interessant, eine echte Torarolle zu sehen oder auch ein Modell einer Laubhütte, in der Juden während des Laubhüttenfestes für eine Woche leben, um sich an die Wüstenwanderung, bei der das Volk Israel nicht in festen Häusern wohnte, zu erinnern.

Gleich neben dem Museum ist die alte jüdische Synagoge, die allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut werden musste, da sie in der Reichspogromnacht 1938 verbrannte. Von außen sieht die Synagoge wie ein normales rechteckiges, altes Wohnhaus aus. Man geht durch ein Holztor heinein. Innen erinnert die Synagoge eher an eine Kirche. Die Jungen unseres Kurses mussten entweder eine Kippa aufsetzen oder ihre Kapuze über den Kopf ziehen. Die Gästeführerin erklärte uns, dass dies aus Ehrfurcht vor Gott geschieht und auch fromme Jüdinnen eine Kopfbedeckung in der Synagoge tragen. Manche Jüdinnen schummeln da ein wenig, indem sie eine Perücke als Kopfbedeckung tragen. Die Gästeführerin erklärte uns den Toraschrein mit dem ewigen Licht, den Chanukkaleuchter, das Lesepult und vieles mehr.

Nach dem Besuch der Synagoge machten wir uns auf den Weg zum jüdischen Friedhof – es war fast ein Wandertag. Die Gästeführerin erzählte uns, dass es einer der ältesten jüdischen Friedhöfe in Europa ist. Manche Grabsteine sind schon so alt, dass sie fast ganz im Erdboden versunken sind. Jüdische Gräber gehören nämlich dem Toten für immer, nicht wie bei uns heute den Angehörigen, die nach ca. 25 Jahren erneut dafür zahlen müssen, damit das Grab erhalten bleibt. Wir sahen auch, dass Besucher keine Blumen, sondern kleine Steine auf das Grab legen. Diese Sitte stammt noch aus der Zeit, als das jüdische Volk seine Toten in der Wüste bestattete und die Toten durch Steine vor wilden Tieren schützte.
Wenn man den jüdischen Friedhof verlässt, wäscht man sich die Hände, da alles, was mit dem Tod zu tun hat, unrein macht. Daher dürfen Nachfahren der Priester auch heute noch nicht ihre Angehörigen auf dem Friedhof besuchen, sondern nur durch Fenster in der Friedhofsmauer auf die Gräber schauen.

Nach der fast dreistündigen Führung bedankte sich die Gästeführerin herzlich bei uns. Sie sagte, dass sie bisher nur selten so geduldige, interessierte und gut vorbereitete Schülergruppen geführt habe. Danach durften wir noch ca. eine Stunde selbständig in kleinen Gruppen durch Worms laufen – die meisten von uns besorgten sich erst einmal etwas zum Essen.

Leider dauerte die Heimfahrt mit der Bahn länger als geplant, da der Zug nach Mainz teilweise so langsam fuhr, dass wir beim Umsteigen die S-Bahn verpassten. Da wir aber auch auf dem Heimweg mit dem Handy Musik hören durften, war auch das nicht so schlimm! ;-)